Projektname:

LEHM – BAU – KULTUR: Etablierung einer regionalen Lehmbau Fach- & Laienbildungsstätte als Dritter Ort in Halle

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Projektdetails:
Verbundpartner:
1. Schwemme e.V.
2. Zentrum für Sozialforschung Halle e.V.
Art des Projekts:
Umnutzung/Energetische Sanierung/Erneuerung
Grundstücksgröße: 1.271 qm
Projektlaufzeit: 2025 – 2027
Kontakt:
An der Schwemme 1
06108
Halle (Saale)

Projektbeschreibung

Der Schwemme e.V. mit seinem Förderverein und derzeit 35 Mitgliedern widmet sich als gemeinnütziger Verein seit 2015 dem Erwerb, Erhalt und der Nutzung des Bau- und Kulturdenkmals. Das bürgerschaftliche Engagement speist sich aus verschiedensten Berufsgruppen und soziale Milieus. Im April 2016 erwarb der Verein das Industriedenkmal und übernahm die Umsetzung des durch die Stadt beauftragten “Aktivierungskonzepts Schwemme – Kreativität am Fluss”. Mit Unterstützung der Kulturstiftung des Bundes erfolgte 2017 die kulturelle Wiederbelebung unter dem Titel „Lebenszeichen”. Die Erfahrungen aus verschiedenen (Kultur-)Projekten flossen in ein nachhaltiges Entwicklungskonzept ein. Die statisch-konstruktive Sicherung des Denkmals wurde 2023 abgeschlossen, finanziert durch knapp 1 Mio. Euro Städtebau-Fördermittel und private Spenden in Höhe von über 200.000 Euro sowie viel Eigenleistung der Vereinsmitglieder.

In Fortführung der Entwicklungsziele plant das NEB_PROJEKT nun die Schaffung eines Lehmbau-Kompetenzzentrums in einem Teil des Gebäudekomplexes unter den Leitmotiven LERNEN-GESTALTEN-BEGEGNEN. Hier verbinden sich ÄSTHETIK, NACHHALTIGKEIT und GEMEINSAM. Dieses Zentrum soll die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten von Lehm und anderen natürlichen Materialien in geschlossenen Kreisläufen bündeln und die praxisnahe Vermittlung durch theoretische und praktische Workshops für Menschen unterschiedlichen Alters und Hintergrunds fördern.

Projektziele

Mit vielfältigen Zielen setzt das NEB_PROJEKT die NEB_WERTE und _ARBEITSWEISEN direkt in die Tat um: Durch den Fokus auf nachhaltige Bauweisen und Community Building, innovative Bildungsformate und künstlerische Auseinandersetzungen sollen folgende Ziele erreicht werden:

  1. (Um-) Baukultur praktizieren: Sanierung und Umbau nach den reduce-reuse-recycle-Prinzipien und mit dem Fokus auf vielfältig erfahrbare Lehmanwendungen in einem Teil des Industriedenkmals;
  2. Lehmbautechniken vermitteln: Praxisnahe Schulung in historischen und modernen Lehmbautechniken und neue Einsatzmöglichkeiten des Materials erforschen;
  3. Kompetenzzentrum für nachhaltiges Bauen: Aufbau eines Zentrums, das nachhaltiges Bauen mit Lehm und natürlichen Materialien in geschlossenen Kreisläufen fördert;
  4. Regionale Bildungsstätte: Konzeptionierung als breit vernetzte Fach- und Laienbildungsstätte;
  5. Künstlerische Auseinandersetzung: Förderung gestalterischer und künstlerischer Projekte mit Lehm und natürlichen Materialien;
  6. Jugendarbeit und Bildungsorientierung: Ein thematischer Ort für Kinder, Jugendliche und Berufsorientierung;
  7. Niedrigschwelliger Zugang: Spielerische Herangehensweisen, um Material und Technologie leicht verständlich zu machen;
  8. Multimediale Wissensvermittlung: Herrichtung von Räumlichkeiten und Plattformen für analoge und digitale Bildungsangebote;
  9. Dritter Ort für Gemeinschaft: Schaffung eines “Dritten Ortes” als Begegnungsstätte zwischen Wohnung und Arbeitsplatz mit Begegnungs- und Kulturangeboten;
  10. Innovative, prototypische Methodik: Einbindung innovativer, prototypischer Methoden mit hoher Übertragbarkeit.

Projektimpressionen

Kriterien nach dem NEB_Kompass

Ambition III: integrieren

Durch die Umnutzung von Teilflächen der Schwemme zum Lehmbau-Kompetenzzentrum und Dritten Ort wird modellhaft gezeigt, wie historische Bausubstanz mit passgenauen Nutzungen zukunftsfest gemacht werden kann. Das NEB_PROJEKT wird einen positiven Impact auf das Leben der Teilnehmer und deren Wahrnehmung haben. Im Rahmen der wissenschaftlichen Begleitung werden über verschiedene Befragungen Impulse für eine gemeinschaftlich orientierte Weiterentwicklung der Aktivitäten und Angebote der Schwemme identifiziert und diskutiert. Mit der vielfältigen Nutzungsstruktur werden diverse Altersgruppen angesprochen und richten sich sowohl an Zugezogene, Dagebliebene und Rückgekehrte, die in Mitteldeutschland einen immer größeren Anteil ausmachen. Als „Klebefaktor“ können Studierende durch jenen attraktiven Bildungs-, Kultur- und Gemeinschaftsort an Halle gebunden werden, die sonst vielleicht in andere Städte weiterziehen würden. Dies wirkt sich positiv auf die langfristige Fachkräftebindung aus. Mit Unterstützung des Verbundpartners sollen die Vereinsstrukturen der Schwemme e.V. professionalisiert und zukunftsfest gemacht werden.
Ambition III: regenerieren

Inmitten der Herausforderungen im potenziellen Hochwassergebiet wird aktiv auf den Rückbau versiegelter Flächen auf dem Gelände sowie auf effizienten Hochwasserschutz gesetzt. Der Verbundpartner Schwemme e.V. übernehmen damit Verantwortung für den Gewässer- und Uferschutz der Schwemmsaale/Mühlgraben (z.B. durch regelmäßige Reinigung des Flussbetts). Dieser Beitrag erstreckt sich aber auch jenseits des Umwelt-, Natur-, Landschafts- und Gewässerschutzes, wodurch die Klimaresilienz gestärkt wird. Die Schaffung eines Lehmbau-Kompetenzzentrums ist zentral: Hier werden Informationen und Technologien zu Bestandssanierung, innovativem Holz- und Lehmbau, Hochleistungsdämmstoffen auf natürlicher Basis und kohlendioxidfreien Energiesystemen gesammelt und vermittelt. Dies erfolgt in Kooperation mit Fachkreisen aus Wissenschaft, Industrie und Handwerk, und es dient als Knotenpunkt für dezentrale Netzwerke. Besonders die Werbung für innovative Handwerksberufe bei jungen Menschen in der Region wird durch das Lehmbau-Kompetenzzentrum gestärkt. Ebenso wird auf die Reaktivierung und Weiterentwicklung des traditionellen Lehmbaus auf gesamtgesellschaftlicher Ebene gesetzt. Der Fokus auf klimaneutrales Bauen durchzieht das gesamte Projekt, sowohl in der Umsetzung vor Ort als auch in der Wissensvermittlung. Damit wird die Bauwende aktiv vorangetrieben. Die wissenschaftliche Begleitung analysiert das Wissen über nachhaltige Baustoffe in der Bevölkerung durch Befragungen, wie die Einwohnerumfrage Halle, auf Messen wie SaaleBAU oder bei generellen Veranstaltungen der Schwemme. Darüber hinaus entstehen durch die Analyse der wissenserwerbunterstützenden Wirkungen von Orten der Begegnung jenseits von Wohnen und Arbeit auf die Rezeption des Fachthemas Lehmbau Anregungen und Handlungsanleitungen. Auf diese Weise werden Rahmenbedingungen für nachhaltige Verhaltensänderungen untersucht und angestoßen, die die Nachhaltigkeit bezogen auf die Ambition regenerieren adressieren.
Ambition III: transformieren

In einer Zeit, die von sozialer Isolation geprägt ist, gewinnt die Gemeinschaft immer mehr an Bedeutung. Das Konzept des Community Buildings, besonders außerhalb traditioneller Familienstrukturen, wird essenziell. Die Schwemme als Dritter Ort fungiert dabei nicht nur als physischer Raum, sondern als sozialer und kultureller Ort, der auf Prinzipien der Nachhaltigkeit, Gemeinschaft und Inklusion basiert. Diese Anpassung reflektiert die wachsende Notwendigkeit sozialer Bindungen in unserer Gesellschaft. Die Schwemme reagiert proaktiv auf die steigende Bedeutung von Gemeinschaft und stellt sich den Herausforderungen sozialer Isolation. Eine entscheidende Komponente dieses Wandels ist die Etablierung einer nachhaltigen Verantwortungs- und Finanzierungsstruktur. Insgesamt wird die Schwemme zu einem Ort nachhaltiger Verantwortung, der den sich wandelnden Anforderungen der Gesellschaft gerecht wird. Sie ist nicht nur ein Raum für kulturelle und soziale Aktivitäten, sondern auch ein Ort, an dem die Idee einer solidarischen Gemeinschaft aktiv gelebt und weiterentwickelt wird. Die wissenschaftliche Begleitung unterstützt den Verein Schwemme e.V. auf dem Weg dahin, durch eine gemeinsame Visionsentwicklung, die in Oberziele und Teilziele überführt wird und im gesamten Prozess als eine Art “Richtschnur” für die Weiterentwicklung des Vereins genutzt wird. Die Erreichung der Teilziele wird regelmäßig kritisch reflektiert.
Ambition III: selbststeuernd

Das NEB_PROJEKT ermöglicht die Stärkung und Unterstützung von Basisinitiativen über die Projektdurchführung hinaus auf ganz verschiedene Weise: Zum einen unterstützt die Schwemme den Kapazitätsaufbau von gemeinwohlorientierten Initiativen, indem es temporär Räume für Schulungen, Workshops und Ressourcen niedrigschwellig bereitstellt. Ergänzend fördert das Projekt den Aufbau von Netzwerken und Partnerschaften zwischen Initiativen und anderen relevanten Akteuren wie der lokalen Verwaltung, NGOs, Unternehmen und der Zivilgesellschaft. Die Schwemme ist ein Ort, an dem sich unterschiedliche Personen ohne Konsumzwang treffen können und das von- und miteinander Lernen im zentralen Fokus steht. Dadurch können weitere Basisinitiativen Zugang zu Ressourcen, Expertise und Unterstützung erhalten, die über die Projektlaufzeit hinausgehen. Zudem unterstützt das Projekt die Entwicklung einer nachhaltigen Infrastruktur, die andere Projekte auch langfristig nutzen können. Im Rahmen der wissenschaftlichen Begleitung werden die bisherigen Strukturen der Entscheidungsfindung und Themenpriorisierung auf ihre beabsichtigten und unbeabsichtigten Wirkungen hin überprüft und ggfls. neue Ansätze, wie z.B. das Demokratiecafé oder die Methode des Systemischen Konsensierens, erprobt und aufgebaut. Die Beteiligten werden aktiv in den Planungs-, Entscheidungs- und Umsetzungsprozess des Projekts einbezogen, sodass sie auch befähigt sind weiterhin die rechtliche Verantwortung zu tragen. Diese liegt bereits jetzt beim gemeinnützigen Verein, der sich perspektivisch in eine gGmbH umwandeln soll und als Trägerin der Immobilie fungiert, und dem angegliederten Förderverein. Nach geförderten Anfangsinvestitionen soll die Schwemme als Gesamtprojekt mit ihren verschiedenen Angeboten und Formaten selbsttragend agieren und die geschaffenen Personalstellen eigenständig finanzieren können. Die im Rahmen des Projekts aufzubauenden Strukturen sollen langfristig verstetigt werden.
Ambition III: global arbeiten

Das NEB_PROJEKT zielt darauf ab, eine globale, transformative Wirkung zu erzielen. Es geht um eine weitreichende Bauwende und das Bewusstsein für natürliche Baustoffe und deren Einsatz. Wie zuvor gezeigt wurde, ist dies ein global wichtiges Thema, weshalb die Information und Bildung (insbesondere Bildung und Nachhaltige Entwicklung – BNE) zu nachhaltigen und klimaneutralen Verfahren genau jetzt wichtig ist. Dies wird durch die Einbindung in Netzwerke, die ähnliche Ziele verfolgen und die Zukunft des gesamten (Bau-)Ökosystems im Blick haben, erreicht. Dabei werden zunächst die lokalen Auswirkungen berücksichtigt, um diese dann in Beziehung zum gesamten Ökosystem zu setzen. Mit verschiedenen Maßnahmen wird dieses Ziel umgesetzt: gearbeitet wird überwiegend lokal, aber (inter-)nationale Vortragende und Teilnehmende werden herzlich in das Lehmbau-Kompetenzzentrum eingeladen. Mit gezielter Öffentlichkeitsarbeit wird auch jenseits der Schwemme auf die Notwendigkeit aufmerksam, sich mit dem Thema der nachhaltigen Bauwende zu beschäftigen und sich gemeinsam für eine klimagerechtere Zukunft zu engagieren.
Ambition III: ‘über’ disziplinär

Die Kooperation mit nicht-formalen Wissensallianzen ist außerordentlich wichtig. Vor dem Hintergrund, dass viel Wissen um den Lehmbau und die damit verbundene Baukultur verlorengegangen ist, wird in diesem Projekt ganz besonders auf Personen, Organisationen oder Gruppen, die über praktische Erfahrungen, Fachkenntnisse oder kulturelle Einblicke verfügen, jedoch nicht unbedingt formale akademische Ausbildungen oder Qualifikationen in dem betreffenden Bereich besitzen, gesetzt. Dies wird sowohl bei der Auswahl der Impulsgebenden, die jedoch nicht an Zertifikatsnachweise geknüpft werden sollen, berücksichtigt. Diese Partner können beispielsweise Vertretende der Zivilgesellschaft, lokale Communities, Personen aus dem traditionellen Handwerk, Kunst- und Kulturschaffende, aktivistische Personen oder andere informelle Gruppen sein, die über spezifisches Wissen und Erfahrungen verfügen, die für das Projekt relevant sind.
So funktioniert der
NEB-Kompass (PDF)

Durchführung

Verwendete Tools mit Darstellungen des Arbeitsprozesses

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