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60 Jahre Halle-Neustadt – Die ETOM-Konferenz

ETOM Konferenz 2024
© Foto Michael Setzpfandt

Zwei Tage war Halle (Saale) Schauplatz eines internationalen Austauschs.

Am 14. und 15. Oktober 2024 fand im Lichthaus die Konferenz “Modern Housing Postwar – Cities of Tomorrow?” statt, organsiert im Rahmen des New European Bauhaus (NEB) und als ETOM NEB-Lab Meilensteinkonferenz. Mit Blick auf das diesjährige Jubiläum „60 Jahre Halle-Neustadt“ standen transeuropäische Erkenntnisse und Ansätze zu den Entwicklungen und Perspektiven der Transformation des Städtebaus und der Großsiedlungen der Nachkriegsmoderne im Mittelpunkt des Treffens. Dabei schaute man insbesondere nach Mittel- und Osteuropa mit besonderem Fokus auf den deutsch-polnischen Dialog.

Der erste Konferenztag startete mit einem Keynote-Panel, eröffnet von der deutschen Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen Klara Geywitz. Die Beiträge der Referent*innen und Fachleute drehten sich um zentrale Fragen der städtischen Transformation und die Bedeutung gemeinschaftlicher Planungsprozesse, darunter SALEG-Geschäftsführer Dr. Mario Kremling. Er verwies auf die Bedeutung der Nachkriegsmoderne und Großsiedlungen wie Halle-Neustadt. In den 1960er-Jahren für 100.000 Menschen geplant und gebaut, verkörpere die einstige sozialistische Modellstadt nicht nur städtebauliches Erbe, sondern habe das Potenzial, nach den Kriterien des Neuen Europäischen Bauhauses – nachhaltig, ästhetisch und gemeinschaftlich – zukunftsfähig weiterentwickelt zu werden. Beispielhaft für erfolgreiche Transformationen durch partizipative Prozesse stünden Projekte in Großwohnsiedlungen wie Halle-Silberhöhe oder Wittenberg-West. Stadtteilerneuerung gelänge genau dort, wo Bewohner*innen aktiv mitwirkten und ein Gemeinschaftsgefühl entstünde.

Das Projekt „Gemeinschaftsamt“ knüpft genau an diese Aufforderung an: Bei der angebotenen Exkursion nach Halle-Neustadt berichtet Herr Ulrich Möbius über den Ansatz, im gemeinsamen Wirken von Stadtverwaltung und Bewohner*innen die ehemaligen Gebäude Stasi-Zentrale und Finanzamt am Rande der Neustadt zu einem Ort des kreativen Arbeitens und Lebens werden zu lassen.

Der zweite Konferenztag thematisierte im Abschnitt „Contemporary | Domains of Activism“ das Potenzial von zivilgesellschaftlichem Engagement bei der Transformation urbaner Räume. Projekte aus Warschau, Bukarest und Tirana zeigten anhand konkreter Beispiele, wie gebündeltes zivilgesellschaftliches Potenzial eine Stadtentwicklung von unten fördern kann. Diese Diskussionen mündeten in die abschließende Sektion „Agencies of Tomorrow“, die den Bogen zur Zukunft schlug: Wie können wir aus den Erfahrungen der Nachkriegsmoderne nachhaltige Lösungen für die Herausforderungen von morgen entwickeln? Hier zeigte insbesondere die litauische Architektin Ruta Leitanaite anhand einer vergleichenden Studie, wie wichtig ebenso eine kritische Auseinandersetzung und Haltung mit jenem Nachkriegserbe ist.

Für das NEB_NETZWERKBÜRO hat auf der Konferenz in Halle die Gelegenheit genutzt, sich als Netzwerkpartner zu präsentieren und über die Landesinitiative #NeueBauhäusler zu informieren, und internationale Kontakte zu knüpfen.

ETOM ist ein Europäisches Triennale-Projekt der Moderne (European Triennial of Modernism = ETOM)

ZUSAMMEN! TOGETHER!

Von einem neuen Sinn der Gemeinschaftlichkeit

Dr. Mario Kremling, Geschäftsführer der Sachsen-Anhaltischen Landesentwicklungsgesellschaft mbH SALEG und des Kompetenzzentrum Stadtumbau

Statement zur ETOM-Konferenz “Modern Housing Postwar – Cities of Tomorrow?” am 14./15. Oktober 2024 in Halle (Saale)

„[…] Die Siedlungen der städtebaulichen Moderne sind ein Spiegel gesellschaftlicher Herausforderungen, die zentrale: der gesellschaftliche Zusammenhalt. Diese Aufgabe gilt hier in besonderem Maße und in besonderer Ausprägung. Denn: Zum einen leben wir heute in einer Gesellschaft, in der jede Person in ihrer Initiative, Selbstverantwortung und kreativen Beteiligung für die Mitgestaltung von Gemeinschaft wertvoll und gefragt ist. Zum anderen fehlt es gerade in den Großwohnsiedlungen aus vielschichtigen Gründen an Enthusiasmus, den es für die Selbstaktivierung und das Selbstwirksamwerden im unmittelbaren Wohnumfeld braucht. Auch das ist ein Spiegel sozio-ökonomischer Problemlagen im Land. Deswegen gehört eine Unterstützung jener Prozesse unbedingt auf eine politische, eine gesamtgesellschaftliche Agenda, die Gemeinschaft fördert und eine Stadtteilentwicklung von unten in die Wege leitet. […] Es sind komplexe und kreative Lösungen gefragt, die genügend Freiraum und Freiheit zur Möglichkeit von Selbstgestaltung und Selbstwirksamkeit zulassen. Nur so kann eine aktivierende Einbindung der Bewohnerschaft gelingen. […] Wenn es denn unser gemeinsames Ziel ist und bleibt, dass sich aus den Siedlungen, die aus einer ganz anderen Vision geboren wurden, lebendige, anpassungsfähige und resiliente Quartiere entwickeln, braucht es genau diese Aktivierung von Ortsaneignungsprozessen. Ihnen gilt daher im Land Sachsen-Anhalt ein besonderes Interesse. Für alle drei Ziele des NEB bestehen gute Chancen auf Verwirklichung in den Siedlungen der städtebaulichen Moderne. Lassen Sie uns über die Wege dorthin streiten! #NeueBauhäusler […]“

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